Privatsphäre – nein Danke!?

Immer und überall seine Freunde auf ein Bier einladen zu können – das ist schon seit geraumer Zeit nur einen Klick entfernt: Einfach auf der Internet-Seite „Facebook“ die Applikation „Oktoberfest“ anklicken, und Sekunden später erscheint ein Bierglas-Bildchen auf dem Internet-Profil des „Facebook“-Freundes. Das klingt absurd und irgendwie unnötig – und das ist es auch. Aber die Online-Gemeinschaft aus den USA bietet noch einiges mehr: nämlich den unkomplizierten Kontakt zu Freunden weltweit. Deshalb sind bereits 66 Millionen Menschen bei „Facebook“ aktiv. Neuerdings gibt es das Angebot auch auf Deutsch – nach Spanisch die dritte Sprache, in der das amerikanische Netzwerk sich ausweitet. Vor genau vier Jahren wurde „Facebook“ an der amerikanischen Universität Harvard gegründet. Inzwischen wohnen bereits drei von fünf Nutzern außerhalb von Nordamerika. Die beiden Hauptkonkurrenten auf dem hiesigen Markt der Selbstdarstellung sind „Xing“ und „StudiVZ“. Bei dem einen Netzwerk tragen die meisten Mitglieder auf Fotos Anzug oder Kostüm, und bei dem anderen sind die Teilnehmer auch mal oben ohne zu sehen. Gerade diese Lockerheit hat „StudiVZ“ populär gemacht, und das Netzwerk hat heute fünfmal so viele deutsche Nutzer wie der US-Konkurrent. Doch ein Schwachpunkt all dieser Webseiten bleibt der Schutz der Privatsphäre: Was ist, wenn jemand mit dem Foto seiner Ex-Freundin ein diffamierendes Profil anlegt? Gerade diese rechtliche Grauzone war für „Facebook“ in der Vergangenheit häufiger ein Problem: Viele Profile sind offensichtlich falsch, wie das für Paris Hilton oder Pamela Anderson. Aber auf ein gefälschtes Profil des pakistanischen Thronfolgers Bilawal Bhutto fielen erstmals viele Journalisten herein. Das weltweit gestiegene Datenschutz-Bedürfnis kann von der „Facebook“-Zentrale in Kalifornien offenbar nicht befriedigt werden. Denn eines verwundert jeden Nutzer, der länger Mitglied ist: Im Gegensatz zu anderen Netzwerken fehlt bei „Facebook“ die Option „Profil löschen“. Stattdessen kann das Profil nur deaktiviert werden. Das ändert sich auch nicht mit der deutschen Ãœbersetzung. Mit solch einem Unbehagen im Hinterkopf vergeht einem die Lust auf das virtuelle Oktoberfest-Bier.

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